Vom Schatten zum Raster

Das Bedürfnis der Menschheit, die Natur und die Welt um sie herum darzustellen, reicht weit zurück. Schon in den frühesten Zeiten versuchten Menschen, ihre Umgebung und ihre Erfahrungen auf verschiedene Arten festzuhalten. Die ersten Zeichnungen und Drucke waren dabei oft einfach und ohne die Möglichkeit der Wiedergabe von Plastizität oder Grautönen. Trotz dieser Beschränkungen waren diese frühen Darstellungen ein wichtiger Ausdruck des menschlichen Schaffensdrangs und der Kreativität. Im Laufe der Zeit entwickelten sich jedoch neue Techniken, die es ermöglichten, mehr Tiefe und Realismus in die Darstellungen einzubringen. Entscheidend war die Verwendung von Schraffuren, um Plastizität zu erzeugen. Durch das gezielte Setzen von Linien und Schattierungen konnten Künstler*innen die Illusion von dreidimensionalen Formen schaffen. Diese Techniken fanden ihren Weg in den Holzschnitt, den Kupferstich, die Radierung und die Lithographie, wo sie weiterentwickelt und verfeinert wurden, um schließlich über das Glasgravurraster in der Drucktechnik und über Bitmaps in der Computertechnologie zu landen.

Sister Cortia Kent mit Motorrad, in Ellipsen gerastert und in CMYK gedruckt.

Fotografie & Lithografie


Ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte der Darstellung war die Erfindung der Fotografie. Mit der Fotografie wurde es erstmals möglich, Dinge mit hoher Genauigkeit abzubilden. Das Prinzip der Fotografie beruht darauf, dass Licht von einem Objekt reflektiert wird und auf eine lichtempfindliche Oberfläche trifft. Das belichtete Material, in den frühen Tagen der Fotografie oft ein chemisch beschichteter Film, musste anschließend entwickelt werden, um die latenten Bilder sichtbar zu machen. Durch diese Entwicklung konnten negative Abzüge erstellt werden, die wiederum auf lichtempfindlichem Fotopapier vergrößert und belichtet werden konnten. Die Fotografie wurde schnell zu einem wichtigen Medium für Künstler* innen und Dokumentarist*innen, die die Welt um sie herum einfangen und bewahren wollten. Sie revolutionierte auch andere Bereiche, wie die Wissenschaft und den Journalismus, da sie eine objektive und genaue Abbildung der Realität ermöglichte. Die Fortschritte in der Fotografie weckten das Interesse, diese neue Technologie mit der Lithografie zu kombinieren. Bereits der Erfinder der Fotografie, Abel Niépce de Saint-Victor, hatte fotografische Negative auf Lithografiesteine kopiert. Die Ergebnisse waren jedoch zunächst enttäuschend, da sie kaum Grautöne aufwiesen. Im einfarbigen Druck müssen Halbtöne durch eine Rasterung simuliert werden, um für das menschliche Auge sichtbar zu sein. Hier setzte Georg Meisenbach im Jahr 1881 mit der Erfindung des Glasgravurrasters an. Das Glasgravurraster besteht aus zwei Glasscheiben, in welche feine Linien geritzt und anschließend in einem 90°-Winkel aufeinander gekittet werden. Durch die Variation von Dichte und Abstand der Punkte im Raster kann eine Illusion von Halbtönen erzeugt werden. Das Glasgravurraster wurde beim Belichten zwischen Vorlage und Fotopapier gespannt, um das Licht entsprechend zu brechen. Diese Kombination aus Fotografie und Glasgravurraster ermöglichte eine deutlich verbesserte Wiedergabe von Halbtönen in der Lithografie. Durch die präzise Steuerung der Rasterung und die feinen Variationen im Rastermuster konnten drucktechnisch anspruchsvolle Ergebnisse erzielt werden.

Bitmaps & Computertechnik


Die Verbindung zwischen Fotografie und Rasterung legte den Grundstein für die Entwicklung von Bitmaps. Bei einer Bitmap handelt es sich um eine digitale Darstellungsform, bei der ein Bild in einer Rasterstruktur aus einzelnen Bildpunkten (Pixeln) abgebildet wird. Jeder Bildpunkt kann verschiedene Farbwerte oder Graustufen annehmen, wodurch das gesamte Bild zusammengesetzt wird. Bitmaps bieten eine hohe Flexibilität und Detailgenauigkeit, sind jedoch auch anfällig für sichtbare Pixelstrukturen und Verlust von Bildinformationen bei Skalierung oder Bearbeitung. Mit der Einführung des Macintosh-Computers von Apple Anfang der 1980er Jahre begann eine neue Ära. Der Macintosh war einer der ersten erschwinglichen Computer mit einer benutzerfreundlichen Oberfläche. Parallel dazu kamen die ersten Laserdrucker auf den Markt. Der LaserWriter von Apple war einer der ersten Drucker, der in der Lage war hochauflösende Bitmap- Bilder zu drucken. Diese technologischen Fortschritte legten den Grundstein für die Entwicklung des Desktop-Publishing. Designer*innen und Künstler*innen wurde es nun möglich, digitale Bilder zu bearbeiten und auf professionellem Niveau zu drucken. Die Fotografie spielte dabei eine entscheidende Rolle, da sie hochwertige Bildvorlagen lieferte, die in digitale Bitmaps umgewandelt und weiterverarbeitet werden konnten. Die Einführung von Bildbearbeitungssoftware wie Adobe Photoshop in den späten 1980er Jahren ermöglichte es den Benutzer*innen, Bilder zu scannen, zu retuschieren und zu manipulieren. Durch die Kombination von digitalen Bildern und Bitmap- Technologie konnten Designer*innen komplexe visuelle Effekte erzeugen und Bilder für den Druck und später für die Verwendung im Web optimieren. Heutzutage sind Bitmaps und ihre Anwendungsbereiche in verschiedenen Bereichen des Kommunikationsdesigns unverzichtbar und bieten Designer*innen die Möglichkeit, qualitativ hochwertige visuelle Inhalte zu schaffen, aber auch ihre Kreativität auszudrücken.

„La cour du domaine du Gras“ ist die erste erfolgreich aufgenommene und erhaltene Fotografie und wurde 1826 von Joseph Nicéphore Niépce im französischen Saint-Loup-de-Varennes hergestellt.

Anwendungen


Im Bereich des Offset- und Digialdrucks werden Druckraster nach wie vor eingesetzt, um Halbtöne in gedruckten Medien wie Büchern, Zeitschriften und Plakaten darzustellen. Die präzise Steuerung der Rasterung ermöglicht eine feine Abstufung von Farben und Tönen, die dem gedruckten Bild eine hohe Qualität verleiht. Im digitalen Bereich sind Bitmaps das grundlegende Format für digitale Bilder.

Zukunft


Mit dem Fortschreiten der Technologie ergeben sich auch neue Möglichkeiten für das Erstellen von Druckrastern. Die digitale Bildverarbeitung und der hochauflösende Druck ermöglichen eine noch detailliertere und realistischere Darstellung von Bildern. Gleichzeitig entwickeln sich auch alternative Darstellungsformen wie Vektorgrafiken, die auf mathematischen Formeln basieren und eine verlustfreie Skalierung ermöglichen. Diese Ansätze bieten eine höhere Flexibilität und Effizienz in der Gestaltung und Reproduktion von Bildern. Druckraster und Bitmaps werden aufgrund ihrer bewährten Qualität und ihres breiten Anwendungsbereichs auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Durch die Kombination verschiedener Techniken und die Integration von Druckund Digitalmedien können neue Möglichkeiten der visuellen Kommunikation und des Designs erschlossen werden.

Offsetdruck


Der Offsetdruck ist eine der wichtigsten Drucktechniken und spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Druckrastern und Bitmaps und ermöglicht die Massenproduktion von gedruckten Medien wie Büchern, Zeitschriften und Broschüren. Beim Offsetdruck wird das Bild von einer Druckplatte auf einen sogenannten Gummituchzylinder übertragen und anschließend auf das Papier gedruckt. Eine wichtige Komponente des Offsetdrucks ist die Verwendung von Rasterpunkten, um Halbtöne und feine Details im gedruckten Bild darzustellen. Hier kommen Druckraster und Bitmaps zum Einsatz. Bei der Herstellung der Druckplatte werden Druckraster auf die Druckplatte übertragen. Die Rasterpunkte werden durch Ätzung oder Belichtung in die Platte eingebracht und werden zu winzigen Vertiefungen, die die Farbe aufnehmen und auf das Papier übertragen. Der Offsetdruck bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere wenn es um die Produktion großer Auflagen geht. Er ermöglicht eine hohe Geschwindigkeit, konsistente Ergebnisse und eine breite Palette von Farben und Effekten. Die Verwendung von Druckraster und Bitmaps im Offsetdruck sorgt für eine präzise Wiedergabe von Halbtönen und feinen Details, was zu einer qualitativ hochwertigen Druckausgabe führt. Der Offsetdruck, in seiner Verbindung mit Druckrastern und Bitmaps, zeigt die fortlaufende Entwicklung und Anpassung der Drucktechniken an die Anforderungen des Kommunikationsdesigns. Die präzise Steuerung der Rasterung ermöglichen es, hochwertige Druckerzeugnisse mit feinen Details, realistischen Halbtönen und lebendigen Farben zu erstellen.

Bei diesem Foto wurden mit Photoshop die CMYK - Kanäle geteilt und in Elipsen gerastert. Legt man alle vier Kanäle über-einander entsteht die Simulation eines farbechten Fotos.